Hier könnt ihr ab Juli 2007 unsere Reiseerlebnisse nachlesen.

 

Da wir nicht immer einen Internetzugang finden, kann die Aktualisierung unserer HP immer etwas dauern.

Wir geben uns Mühe - habt Geduld.

Hier findet ihr etwas Text mit ein paar Bildern und auf der Bildergalerieseite mehr Bilder.

19. September 2010 Bolivien 1

Veröffentlicht von Reisende (reisende) am 19.09.2010
Tagebuch 2007-2011 >>

Bolivien 1

Einreise:
- Reisepass (aufpassen der Stempel ist für 30 Tage, wir haben nach etwas längerem Fragen drei Stempel für 90 Tage bekommen)

Für die Motorräder:
-Fahrzeugschein, Reisepass und Führerschein, je eine Kopie (aufpassen, wir haben nach 90 Tagen gefragt, ansonsten nur 30 Tage)       

Reiseführer: Lonely Planet Süd Amerika
                   
Karten: AAA Central and South America und Reise Know How Bolivien
            
Geld: die Währung ist Bolivianos, Geldautomaten gibt es in jedem größeren Ort.
Benzin: bis jetzt alle Nase lang eine Tankstelle
Zeit: +6

Tipp: Die Straße de Todes lohnt sich
 
Km Stand an der Grenze zu Bolivien:
- Anjas Bike: 140560 km                         
- Holgers Bike: 146718 Km   
Gefahrene Km von Deutschland: 126 260 Km

Gefahrene Route 1540 Km:
Copacabana, La Paz, Cochabamba, Vallegrande, La Higuera, Sucre

Sonntag 22. August 2010
Die Einreise nach Bolivien verläuft fast reibungslos. Nachdem unsere Pässe kostenfrei gestempelt sind und Vince als Amerikaner 150 USD für den Stempel berappen muss, macht die Behörde erst mal Mittagspause. Wir packen also unseren Kocher aus und schließen uns an.

Nach einer Stunde gehen wir zum Zoll der Beamte fragt nach meinen Fahrzeugpapieren und Pass und füllt das Formular für das Motorrad aus. Als ich alle Daten kontrolliere, hat er trotz des Aufenthalts von 90 Tagen, was auch im Pass gestempelt ist, nur 30 ausgestellt. Als ich ihn frage, ob er das ändern kann, macht er das bei Holgers Motorrad, aber bei meinem wäre das nun nicht mehr möglich, da alles schon im Computer gespeichert sei. Auch nach langer Diskussion, dass wir doch zusammen reisen usw. lässt er sich nicht erweichen. Es wäre doch kein Problem, die Papiere könnte ich ganz einfach in jeder größeren Stadt in Bolivien erledigen. Na, da sind wir ja mal gespannt!? 

Während ich mich mit dem Zollkumpel herum schlage, hält Holger einen Schwatz mit einigen Argentiniern die mit ihren Motorrädern auf Rundreise sind.

Vince dagegen ist von neugierigen Einheimischen umringt.

Es ist hier ein reges Treiben am Grenzübergang

Noch ca. 10 Km und wir sind in der kleinen Ortschaft Copacabana, immer noch am Titicaca See.

Der Ort liegt auf 3800m Höhe und wirkt gemütlich und übersichtlich. Wir mieten uns in einer billigen Bleibe ein und gehen erst mal zum See. Dabei kommen wir an der Capilla de Velas, der Kerzenkapelle, vorbei. Unzählige Kerze erleuchten eine gewölbte Gruft und die Wände sind mit Wachsgraffiti bedeckt

Eigentlich wollte ich am See entlang schlendern doch Vince und Holger wollen erst mal ein Bier schlürfen.. So ausgetrocknet wie die Beiden aussehen, geht da kein Weg dran vorbei. Dann Prost!

Von hier kann man mit dem Boot zur Isla del Sol fahren.

Wir entschließen uns jedoch für die Wanderung auf den Hügel nördlich der Stadt auf 3966m und genießen den Sonnenuntergang und die Aussicht auf die Bucht.

Erst jetzt realisieren wir so richtig, dass wir nun in Bolivien sind. Von diesem Land haben wir schon lange geträumt und bis jetzt nur Reisende getroffen, die davon begeistert waren.

Bolivien ist das höchstgelegene Land der südlichen Hemisphäre. Es ist das ärmste und exportschwächste Land Lateinamerikas. 70 % der Bevölkerung gehören der indigenen Völkern an. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in Armut, 40 Prozent gar in extremer Armut. Das Land ist dennoch besonders Reich an Bodenschätzen. Bolivien hat alles zu bieten, die Anden mit über 6500 m aufragenden Berggipfeln, das Altiplano mit bizarren Salzebenen zwischen 3000-4000 m und das tropisch, heiße Regenwaldgebiet Amazoniens.

Das hört sich spannend an und wir sind voller Vorfreude

Doch die Höhe macht uns etwas zu schaffen. Durch die trockenen Höhenluft sind die Atemwege ausgetrocknet und auch unsere Lippen und die Nasen sind gerötet und wund. So sehen wir dann in der Nacht aus, wenn uns keiner mehr sehen kann...

Am Dienstag den 24. fahren wir weiter. Leider fällt uns bei der Abfahrt auf, dass mein neuer Glücksbringer, die Diddl Maus weg ist. Das kann nur eines der Kinder gewesen sein. Ich frage an der Rezeption und siehe da nach, langem hin und her taucht mein Glücksbringer auf einmal wieder auf.

Eine etwas wackelige Fähre bringt uns über den See.

Und so kommen wir am Nachmittag in der 1,5 Millionen Stadt La Paz an. Der Blick auf die 3660m Hoch gelegenen Stadt ist atemberaubend.

Nachdem wir eine Nacht in einem teureren Hotel verbracht haben, ziehen wir am Mittwoch in ein billiges Hostel. Hier bleiben wir, um auf Mark aus England zu warten. Er bringt uns unser neues GPS. Wir machen es uns gemütlich und bringen erst mal einen Lampenschirm in unserem Zimmer an. Ständig sind wir von den Lampen geblendet und so ohne Schirm sind die ohnehin einfach und abgenutzten Zimmer noch ungemütlicher. Wir verbringen die Zeit mit leckerem ausgedehntem Frühstück und Besichtigung der Stadt.

Der beste Blick ist immer noch von Oben. Hier ein Bild von Björn, dem Fotografen. Er hat ein Panoramabild erstellt und bringt somit, wie wir finden, das ganze Ausmaß der Stadt in ein Bild. Mehr über seine Arbeit unter www.panomoto.com

Nachdem Mark angekommen ist, fahren wir alle Vier gemeinsam am Freitag den 3. September los. Doch in dem dichten Verkehr verlieren wir Vince und er ward nicht mehr gefunden. Also düsen wir mit Mark weiter zur angeblich gefährlichste Straße der Welt.

Von La Paz aus steigt die El Camino de la Muerte  zunächst bis auf den Schnee bedeckten La Cumbre-Pass in 4650 m Höhe an, um danach wieder auf etwa 330 m abzufallen. Dabei windet sie sich in vielen Serpentinen über steile Berghänge, teilweise unter kleinen Wasserfällen hindurch. So vollzieht sich ein rascher Übergang vom kalten Altiplano zum feuchten warmen Regenwald der Yungas. Als es noch keine zusätzliche Asphaltstraße gab, starben auf dieser sehr schmalen unbefestigten Straße angeblich jährlich zwischen 200 und 300 Menschen. Heute ist sie nur noch eine Touristenattraktion. Wir finden es toll durch die schöne Landschaft zu fahren und keinen Gegenverkehr zu haben.

Holger ganz mutigaber so ganz wohl ist ihm wohl dann doch nicht!

Auf 300 m Höhe angekommen wärmen wir uns erst mal auf und fahren über die sichere Asphaltstraße zurück durch La Paz. Ca 50 Km nach La Paz schlagen wir unser Zelt an einer Tankstelle im Nirgendwo auf. Mark packt seinen Kocher aus und es gibt heiße Getränke, bevor wir uns in unsere Schlafsäcke kuscheln.

Am nächsten Morgen verliert Mark erst mal bei ca. 100 Stundenkilometer seinen Koffer. Keine so tolle Sache, aber zum Glück war keiner hinter ihm und auch seine Sachen sind alle noch heil. Danach treffen wir beim Mittagessen auf diese beiden Dreckspatzen. Sie beäugen uns als wenn wir gerade vom Mond gelandet wären. Mark kauft einige Kekse und so bekommen die Beiden auch was ab.

Durch trockene Hochebenen fahren wir schnurgeradeaus und campen an einer Mautstation im Nirgendwo. Wir dürfen die Dusche der Polizisten benutzen - was wollen wir mehr.

Am nächsten Morgen schauen die Jungs erst mal nach Marks Bike. Ich bin gestern die meiste Zeit hinter Mark gefahren, dabei ist mir aufgefallen, dass sein Hinterrad nicht gerade läuft.

Sie stellen das Motorrad auf den Hauptständer und als sie das Rad laufen lassen, sieht das ganze gar nicht gut aus. Es sitzt einfach nicht fest und lässt sich seitwärts bewegen. Mark beschließt eine Abkürzung zu nehmen und direkt nach Sucre zum Händler zu fahren.

Wir fahren alleine weiter. Es geht mal wieder hoch hinauf und wird immer nebeliger. Wir können teilweise unsere eigenen Lichter nicht mehr erkennen. Die Straße hat steile Hänge und ist die meiste Zeit sehr eng und so steht dann ab und an ein LKW vor uns, natürlich ohne Licht. Ich fahre vorne. Doch schon nach kurzer Zeit bin ich völlig abgenervt und wir wechseln. So kommt uns diese Straße eher vor wie die Straße des Todes.

Spät, die Sonne ist schon fast untergegangen, kommen wir endlich im Tal der Cordillera Oriental am Rand der östliche Anden dem auf 2000 m Höhe gelegenem Ort Vallegrande an.

Holger wollte unbedingt zu diesem historischen Ort wo sich die Gedenkstätte von Ernesto Guevara de la Serna, genannt Che Guevara oder einfach Che befindet. Sein Tod machte ihn zu einem Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in Kuba und der ganzen Welt.

Che Guevara wurde nach seiner Festnahme in dem Schulhaus von La Higuera inhaftiert. Am 9. Oktober 1967 wurde er und seine Mitstreiter dort von der bolivianischen Armee, auf Weisung des bolivianischen Präsidenten ohne vorherige Gerichtsverhandlung exekutiert. Er wurde ins etwa 30 Kilometer entfernte Vallegrande gebracht, seine Leiche dort, in der Wäscherei des Hospitals, der Presse präsentiert und dann heimlich begraben, nachdem seine Hände entfernt wurden, um keine Möglichkeit zur Identifizierung zu haben. Hier in Vallegrande steht immer noch die Wäscherei mit einem Kranz frischer Blumen. Viele haben sich an der Wand verewigt und ihm einen letzten Gruß hinterlassen. auch sein Bild, welches als berühmtestes fotografisches Abbild einer Person gilt, ist mehrfach auf alle Wände gemalt.

Wir folgen seinem letztem Weg auf der "Ruta del Che". Die Straße windet sich steil hinauf durch wunderschöne Landschaft nach La Higuera wo sein Monument steht, die Schule wo er inhaftiert wurde ist heute ein kleines Museum. Diesen Platz einen Ort zu nennen wäre wohl übertrieben.

Nach einer halben Stunden fahren wir weiter. Die Landschaft ist bizarr schön und lädt immer wieder zu Fotostopps ein.

Wir schlängeln uns hinunter zu einem Fluss

und campen am Abend mit der Erlaubnis des Gemeindeältesten auf dem Fußballplatz in einem kleinem Bergdorf. Nachdem uns alle Kinder aus dem Ort am Abend bestaunt haben und uns die Frau aus dem Dorfkiosk darauf hingewiesen hat, dass wir gerne für Wasser, oder wenn wir sonst was brauchen zu ihr kommen können, sind wir am Morgen ganz alleine.

Nach Orangensaft und Keksen geht es über eine breite Schotterpiste am Dienstag den 7. September nach Sucre. Wo wir schon von Vince und Mark erwartet werden.

Wir parken unsere Bikes sicher im Hof des Hostels und ziehen in ein nettes Zimmer. Hier wollen wir bis übers Wochenende bleiben, da am Samstag ein Fest stattfindet und wir auch auf unsere Ersatzteile für unseren Kocher warten.

Mark hat seine Maschine nach Santa Cruz zum BMW Händler verfrachtet und wird in einigen Tagen hinterher fliegen. Wir fahren zum Honda Händler, der auch noch deutsch spricht, und kaufen zwei Ketten. Als Holger mein Motorrad auseinander nimmt, stellt er fest, dass die Schraube der unteren Federbeinbefestigung gebrochen ist.

Ansonsten ist bei meinem Motorrad alles Ok. Am nächsten Tag nimmt er sein eigenes Bike auseinander und siehe da, beim Ritzel ist schon der erste Zahn abgebrochen. Es war also höchste Zeit für einen Kettenwechsel.

Mittlerweile sind noch 3 Holländer auf Motorrädern eingekehrt und ein deutsches Paar Wolf und Anja in einem Camper.

Wir waschen alle Sachen, Holger repariert die Bikes ich mache die Internetseite und ansonsten sitzen wir alle zusammen und erzählen uns Reiseabenteuer.

Am Samstag den 11. gehen wir dann zum Fest zu Ehren der Jungfrau Maria. Überall stehen Essensstände und den ganzen Tag findet eine Parade statt. Die ganze Stadt tanzt.

Vince wollte sich einen Kocher kaufen doch irgendwie gab es nicht das Richtige und so hat er sich mit Bierdosen einen gebastelt. Dabei musste er bei jedem neuen Entwurf erstmal das Bier trinken. Am Ende hat es dann super funktioniert und das Wasser hat gekocht. Ein richtiger MacGyver

Am Mittwoch düsen die Holländer Roel, Stefan und Bas weiter

und Holger wechselt an meinem Motorrad das Lenkkopflager.

Am Abend gehen wir gemütlich Essen. Leider ist unser Paket aus den USA mit den Ersatztailen für unseren Kocher immer noch nicht angekommen. Also heißt es warten. An manchen Tagen gönnen wir uns am Nachmittag ein Stückchen Kuchen in einer ganz netten Bar. Von 17-19 Uhr gibt es zwei Stück Kuchen für den Preis von einem und die Stücke sind riesig. Danach ist uns immer schlecht und das Abendessen fällt aus.

Am Donnerstag den 16. sind es nun schon zwei Wochen, in denen wir nun auf die Ersatzteile für unseren Kocher warten. Ziemlich angenervt schreiben wir noch mal ne Mail an die Firma Snow Peak. Da erfahren wir, dass das Päckchen gar nicht per Express unterwegs ist. Die nette Dame sagte uns 5 Werktage zu und die Leute hier auf der Post meinen, das es mit normaler Post ohne Express bis zu 20 Werktagen dauert. Wir haben eine Trackingnummer, aber das scheint in der USA nicht zu funktionieren. Wir ärgern uns mächtig.  Gerade jetzt wo wir auf eine Höhe von 5000 m fahren, in die Abgeschiedenheit wo es so richtig kalt und windig sein wird, brauchen wir unseren Kocher um uns mit warmen Getränken aufzuwärmen.

Täglich schlendern wir über den Markt von Sucre und genießen die frischen Fruchtsäfte.

Wo die Einheimischen ihre Waren anbieten.

Beim Fleisch kaufen sollte man nicht zimperlich sein.

Obwohl das Ersatzteil noch nicht eingetroffen ist, beschließen wir weiterzufahren. Wir wollen zum ausgetrockneten Salzsee Salar de Uyuni und das noch in der Trockenzeit. Holger bastelt uns auch einen provisorischen Kocher und Gonzalo vom Honda Hi Store in Sucre versichert uns das Paket, wenn es den irgendwann mal ankommt nachzusenden.

Also packen wir am Sonntag unsern Kram zusammen und düsen am Montag den 20. September weiter nach Uyuni.
 


 

Zuletzt geändert am: 20.09.2010 um 03:27

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