Hallo zusammen, und happy new Year!!

hier kommt mal wieder ein kleiner Bericht von mir (hhhhmmm). Diesmal war es doch eher unerwartet, aber das sind ja meistens die besten Erlebnisse. Aber der Reihe nach.

Irgendwann im November hatte ich eine mail von Tine aus Berlin bekommen, dass eine Freundin von ihr, Anja, mit ihrem Mann Holger auf 2jähriger Motorrad Welttour sei und die beiden bald nach Neuseeland kommen werden. Ich hatte Anja vor Jahren 1x in Berlin getroffen, ich glaube bei einem Tanzworkshop. Sehr rote Haare und gut drauf, an viel mehr konnte ich mich nicht erinnern. Aber was solls. Ich hab also den beiden eine email geschickt, ungefragt ein paar allgemeine Tips von mir gegeben (wie z.B. immer Sonnencreme dabei haben und mit Regen rechnen) und angeboten, dass sie sich gerne bei mir einnisten können, falls sie in Christchurch vorbeikommen. Aber erstmal waren sie ja im Norden unterwegs. Kurz nach Weihnachten kam dann eine Mail: wir sind in Greymouth (das ist an der Westküste der Südinsel) und sind dann vielleicht so in 2-3 Wochen bei dir. Also Mitte/Ende Januar. Perfekt, dachte ich mir, das passt prima. Meine Horror-Flatmates sind ja ausgezogen, Platz ist daher in meiner Wohnung derzeit reichlich. Und bis dahin sind auch die Maler wieder drausen, die die ganze Wohnung streichen sollten.
Ich hab im Moment 3 Studenten im Labor. Einer ist sehr selbständig, die anderen beiden sind im 1. Jahr und machen nur ein kleines Praktikum und müssen die ganze Zeit betreut werden. Und dann hab ich ja noch meine eigene Laborarbeit. Ich steh also am 9.1. im Labor und denk an nix böses, als mein Handy brummt: sind 100 km vor Christchurch. Wie kommen wir zu dir? Anja und Holger.
Uppps.
Aber ich bin ja spontan. Ich hab kurz überlegt, dann erst eine Wegbeschreibung bis zur Uni getextet, hab meine Studenten mehr oder weniger von jetzt auf gleich nach Hause geschickt (Rausschmiss ist wohl das richtige Wort) und meine eigenen Experimente abgebrochen, die hätten bis spät abends gebraucht. Und dann hat es auch nicht mehr lange gedauert, bis die beiden da waren. Wir haben dann erstmal an der Uni einen Kaffee getrunken und sind dann zu mir nach Hause gefahren. Ist mir ein Rätsel, wie ich bei dem ganzen Gepäck, das die beiden dabei haben, noch mit aufs Motorrad gepasst habe. Aber irgendwie gings. Und ich wohn ja nicht weit von der Uni entfernt.
Da muss man jetzt dazu sagen, dass Motorräder für mich eine völlig fremde Welt sind. Ich hatte ja noch nicht mal ein Mofa. Doch, halt, ich bin 2x gefahren, einmal in Thailand (noch nie vorher gefahren und dann gleich Linksverkehr. Ein Wunder, dass wir das überlebt haben. Aber das Ding fuhr auch höchstens 40 km/h) und einmal in Griechenland (die Kiste war so lahm, bergauf hätte man uns zu Fuß überholen können).
Weil ich Anja und Holger nicht antun wollte, dass sie jeden Morgen von dem Malern, die am nächsten Tag anfangen würden, aus dem Bett geworfen werden, hab ich sie in meinem Sleepout untergebracht. Das ist mein altes Zimmer draußen im Garten. So ein Teil hat wirklich seine Vorteile. Die Wohnung an sich war schon leer geräumt. Nicht besonders heimelig, außer einem Tisch mit Stühlen und einem ollen Zweisitzer-Sofa war sie leer. Mein Zimmer wurde nicht gestrichen, das war also für mich kein Problem. Und wenn man seit 6 Monaten hauptsächlich in einem Zelt schläft wie die beiden, dann ist fast jedes Dach über dem Kopf eine nette Abwechslung.
Wir waren an dem Tag nur noch kurz einkaufen (wie meint Holger, ich soll jetzt zum Supermarkt laufen? Das ist doch viel zu weit weg! vielleicht 300m), haben was nettes gekocht, ein paar Bierchen getrunken, Eis gegessen, ewig gequatscht, gut wars.
Ich musste tagsüber ja arbeiten, konnte also leider nicht so den Fremdenführer spielen, wie ich das gerne gemacht hätte. Aber wenigstens abends konnten wir gemeinsam was unternehmen, sprich in die Kneipe gehen, Bierchen trinken, Eis essen,....ihr seht, hier entwickelt sich ein Muster. An einem Tag waren die beiden mit zwei anderen Bikern, die sie unterwegs kennengelernt hatten, in Akaroa. Franzsisches Städtchen, schöner Hafen, und für Motorradfahrer eine sehr nette Strecke, weil kurvig und so.
Und an dem Abend haben wir irgendwie hin und her überlegt, ob wir nicht einen Wochenend-Trip nach Kaikoura machen sollten. Das ist der Ort, wo man Whalewatching machen kann und überhaupt mein Lieblingsort in NZ. Holgers Geburtstag war am SA, und da neben den Bekannten, mit denen sie in Akaroa waren, noch ein weiterer Freund (Bret, aus Hamilton) dort sein wollte, war das eigentlich schnell beschlossen.
Alles, was fehlt, ist also ein Helm für Gitti. Ich hab keinen (warum auch?), also hab ich abends um 10 angefangen, allen möglichen Leuten SMS zu schreiben. Und alle Antworten waren gleich: Nö, sorry, kein Helm. Holger war glaube ich schon ein bisschen erschüttert. Eine Antwort war: Angi (eine Doktorandin) hat einen im Büro gelassen. Also hab ich Angi angeschrieben, und am nächsten Tag (so eine Stunde vor der geplanten Abfahrt) kam die Antwort und ich hatte meinen Helm. Das war so ein olles Ding a la Worlds fastest Indian, oder wie ein uralter Polizeihelm, zum Piepen!! Aber besser als nix.
Dann musste ich mir noch das Gefrotzel anhören, ich hätte mehr Gepäck für ein Wochenende als die beiden für 2 Jahre (dabei hatte ich nur 2 kleine Plastiktüten mit T-shirts, Socken, Handtuch usw, Isomatte und Schlafsack. Aber ich hatte es halt in einer recht großen Tasche, weil bei meiner anderen der Reißverschluss kaputt ist). Es ist wirklich unglaublich, was die beiden alles auf ihren beiden Motorrädern unterbringen können. Für diesen Trip haben sie natürlich einiges bei mir gelassen, aber trotzdem... Zelte, Camping-Tisch und Stühle, Werkzeug, Ersatzteile, Essen, Kocher, Geschirr, Kaffeekanne, Reiseführer und Karten, Klamotten, Schuhe, Taschenlampen, Laptop, was man halt so braucht....Ich glaub für ihre Taschen haben sie sich was bei Harry Potter abgeschaut, die müssen innen größer sein als außen! Wer bei den beiden mal auf der Homepage reinschauen will:

www.2aufreisen.de.
Lohnt sich!

Und dann waren wir unterwegs, und ich auf meiner ersten Motorradtour ever. Nach 20 km schon der erste Stop, denn da gibt es ein nettes Cafe, und die haben richtig gutes Eis...!
Kaikoura ist etwa 2 h nördlich von CHCH, und als wir endlich da waren, hat mir echt das ganze Gesicht weh getan. Nicht wegen einem Sturz oder wegen angsverzerrt oder so, nee, ich hab die ganze Zeit nur gegrinst und musste mir das erstmal aus dem Gesicht massieren. Was für ein Spaß! Und das nur beim hinten-drauf-sitzen! Vielleicht muss ich doch nen Motorrad-Führerschein machen. Ist hier in NZ recht billig und auch nicht wild. Mal sehen.
In Kaikoura haben wir uns, zusammen mit Bret, auf einem Campingplatz eingenistet...1a! Die hatten einen beheizten Pool und 2 Whirlpools (kostenlos), Sky (wie Premiere), eine tolle Küche, alles sauber und gut gepflegt, und nur ein paar Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum und vom Strand entfernt. Und das für 11 Euro pro Nacht und Zelt! Da kann man nicht meckern!
Abends sind wir ein bisschen durch die Kneipen gezogen und haben in Holgers Geburtstag reingefeiert. Auch wenn der ja - deutscher Zeit - noch 12 Stunden weg war. Egal!
Bret musste am nächsten Morgen schon wieder weiter, um seine Fähre auf die Nordinsel zu bekommen, und so waren wir den Samstag über allein unterwegs. Kaikoura ist berühmt für Whalewatching, und das sollte man sich schon nicht entgehen lassen. Die Agentur hatte dann aber eine Anzeigetafel Starker Seegang. Heute hohes Risiko für Seekrankheit. Und wen ich mich an meine Whalewatching-Tour erinnere... das macht keinen Spaß!!! Also haben wir uns das geschenkt. Ich hab den beiden erst eine der lokalen Seehundkolonien gezeigt, dann sind wir in einen sehr netten Irish Pub eingefallen, in dem wir wohl versackt wären, wenn er nicht so weit außerhalb gewesen wäre, dass wir (dann betrunken) nicht mehr zum Campingplatz gekommen wären, waren am anderen Ende der Stadt, shoppen, eine Weile im Pool, und abends haben wir am Strand ein Picknick veranstaltet. Anja hatte heimlich einen Kuchen und sogar Kerzen organisiert, wir hatten Wein und Sandwiches, einen tollen Sonnenuntergang...es gibt wirklich schlechtere Plätze, um seinen Geburtstag zu feiern. Nur die Delphine, die direkt am Strand auf und ab schwimmen, haben gefehlt...
Erst am nächsten Morgen hab ich festgestellt, dass die Sache einen kleinen Haken hatte: die Moskitos haben mich erwischt, und mir offenbar ganz gezielt die Hände, Ellenbogen und Füße zerstochen. Ich hab sogar Stiche AUF DEN FUSSSOHLEN!!! Die anderen beiden hatten nix! Na danke auch!
Und dann war auch schon Sonntag und wir mussten wieder zurück nach CHCH. Die Fahrt war dann eine Mischung aus wir haben ja nix vor, warum also hetzen? und warum denn Pause machen, das versaut nur den Schnitt. Und dann muss man auch die ganzen Laster nochmal überholen. Aber ein Päuschen für ein Eis war dann doch drin.
Am Dienstag morgen sind Anja und Holger dann wieder Richtung Westküste aufgebrochen. Sie haben noch ein paar Wochen in NZ, bevor es nach Australien weitergeht. Ich hätte die beiden wirklich gerne noch länger hier behalten, denn wir haben uns richtig gut verstanden. Aber Reisende darf man ja nicht aufhalten. Außerdem würde ich vermutlich in keine einzige meiner Hosen mehr reinpassen, wenn das mit Bierchen und Eis so weitergegangen wäre! Jetzt ist erstmal Wässerchen und Salat angesagt! Ich hab richtig Fernweh bekommen, als sie bei mir vom Hof gefahren sind. Ist schon komisch, wenn man sich verabschiedet und sagt: hey, wenn ihr in 2 Jahren wieder daheim seid, dann bin ich auch im Sommer wieder in D, dann sehen wir uns. Ist nicht mehr lange. Zeit ist relativ, wenn man reist. Und was für eine Reise das ist! Ich bin ja jetzt schon ganz schön rumgekommen, aber was man an Eindrücken gewinnt, wenn man so lange so viel reist (und auf eine Art, die einen mit so vielen Menschen in Kontakt bringt), das kann ich mir nur im Ansatz vorstellen.

Ganz liebe Gr0ße, ein phantastisches 2008, und lasst es euch allen richtig gut gehen,
Gitti